VIZSLA VOM HOLSTEINER BROOK

Jagdliche Zucht auf Form, Anlage und Leistung

Wie wichtig ist eigentlich ein guter Züchter? Und was kann er für Ihren Hund tun?

Wann ist ein Züchter eigentlich ein "guter Züchter" oder schlicht ein Vermehrer? Sie können diese Frage im Internet stellen und bekommen dann auch eine ganze Menge Antworten.

Für "gute" Züchter gilt in der Regel: „Die Zuchtanlage soll sauber sein“. Oder „Die Mutter soll einen sozial ausgeglichenen Eindruck machen“ und „die Welpen sollten ausreichend frische Luft kriegen“… - so, und an dieser Stelle möchten wir auch abbrechen. Warum? Weil das zwar alles sehr richtig aber gleichzeitig auch so selbstverständlich ist, dass wir darüber gar nicht reden müssen. All das sollte man als Hundekäufer einfach erwarten können. So wie man erwarten darf, dass ein Mann einer Frau die Autotür aufhält, und Kinder in der Bahn aufstehen um alten Damen Platz zu machen. Wenn man auf einen Hof kommt, wo die Welpen im Dreck hausen, die Hündinnen ausgemergelt in der Ecke liegen und was es sonst noch so alles gibt, dann sagt einem gesunden Menschen schon das Bauchgefühl, dass da was nicht richtig läuft.

 Wir möchten über etwas anderes sprechen: Über ausgewachsene Hunde, Welpen und ihre Entwicklung. Und wie fangen wir an? Mit einer Situation, die wir alle kennen: Wir sehen einen uns fremden Hund. Vielleicht ist er freundlich, vielleicht nicht, das ist jetzt nicht wichtig. Vielleicht macht er einen zurückhaltenden, beinahe schon ängstlichen Eindruck, vielleicht ist er ein Draufgänger, der unserer Kontaktangebot schwanzwedelnd annimmt und sich wohlig grunzend an unser Bein presst. Das alles ist jetzt vollkommen egal, und es spielt auch keine Rolle, ob es ein Rassehund ist oder ob er uns gefällt. Wichtig ist jetzt nur: Wir begegnen da einem Hund, dessen Verhalten nicht nur durch seine Gene, sondern auch durch seine Herkunft und die Erfahrungen bestimmt wird, die er in seinem Leben gemacht oder eben nicht gemacht hat. Hunde sind in ihrem Verhalten deshalb alle sehr unterschiedlich und individuell. Sicherlich gibt es „typisches Verhalten“ – ein Vizsla, der versucht Ihnen auf den Schoss zu krabbeln ist eher die Regel denn die Ausnahme, und dass ein Rottweiler sein Territorium abgrenzt wird von ihm sogar erwartet – den „typischen“ Drahthaar, Rottweiler, Vizsla, Mops oder Beagle aber gibt es nicht, bzw. wenn nur äußerlich. Sein Verhalten wird durch viele Faktoren bestimmt: seiner genetischen Disposition, seiner Herkunft, seiner Art zu leben, der Art wie man mit ihm umgeht, Erfahrungen die er gemacht hat …

 Auf Seiten der Wissenschaft ist in den vergangenen Jahren viel passiert und die Zeiten in denen Verhaltensforscher sich allein auf das Zählen bestimmter Verhaltensweisen beschränkt haben, sind längst vorbei. Mittlerweile sind ziemlich viele Forscher sprichwörtlich „auf den Hund“ gekommen. Entsprechend reichhaltig sind die Erkenntnisse. Und so wie man heute sicher sagen kann, dass Hunde nicht farbenblind sind, so weiß´ man zum Beispiel, dass Ängstlichkeit und Nervosität bei einem Hund auch eine genetische Komponente haben. Ob Sie einen „Kaspar Hauser“ oder einen mit allen Pfoten fest auf dem Boden stehenden, selbstbewusst durchs Leben laufenden Hund bekommen, hängt deshalb auch vom Züchter ab.

 Gute Zucht beginnt deshalb schon lange vor der eigentlichen Zuchtplanung, nämlich bei der Rolle des Züchters als Hundehalter. Wo und wie lebt er? Wie lebt die Hündin, wie der Zuchtrüde? Wie geht man mit ihm um, welche Möglichkeiten hat er seine Talente auszubauen, wo liegen seine charakterlichen Stärken und Schwächen?

 Charakter hat eine Menge mit Zucht zu tun, denn die Hündin ist nicht nur ein Körper, in dem die Föten wachsen, sie ist vor allem die erste und wichtigste Lehrerin der Welpen in Bezug auf Kommunikationsmuster und Sozialverhalten. Wer mit einer unsicheren oder gar ängstlichen Hündin züchtet, der läuft deshalb nicht nur Gefahr, dass diese Wesensschwäche genetisch vererbt wird, auch als Vorbild für die Welpen ist so eine Mutter nicht ideal. Der Vergleich mag hinken, irgendwo aber passt er: Kindern, in deren Elternhaus geredet, gelacht, gelesen und auf jede nur erdenkliche Art kommuniziert wird, merkt man das später auch an. Und bevor wir es vergessen: für den Rüden gilt selbstverständlich genau das gleiche.

 Kommt es schließlich zum Decken, dauert es rechnerisch noch 63 Tage. Und wie verbringt die Hündin ihre Tragezeit? Am besten entspannt. Dass die medizinische Versorgung „1a“ ist, auch das, unterstellen wir jetzt mal, ist absolut selbstverständlich. Es gibt Versuche, bei denen man anhand von Straßenhunden untersucht hat, wie sich der ständige Streßpegel der von einem Futterplatz zum nächsten vertriebenen Mutterhündin auf das spätere Wesen ihrer Welpen auswirkt. Raten Sie mal, was dabei herausgekommen ist: Richtig, die ständige Hormonflut tat ihnen nicht gut, sie waren „durch die Bank“ nicht so selbstbewusst, ruhig und gelassen wie die Welpen von Hündinnen, denen man eine entspannte Schwangerschaft gegönnt hat.

 Und schließlich sind die Welpen da… - und nun wird’s ernst. Denn die Welpen durchlaufen nach der Geburt eine ganze Reihe von Entwicklungsphasen: die neonatale Phase, die transitionale Phase, in der es einen Übergang zum sozialen Leben gibt und schließlich die von der vierten bis zur 16. Wochen andauernde Sozialisationsphase, in er die Kleinen auf den Ernst des Lebens vorbereitet werden. In jeder Phase bilden sich Teile des Gehirns aus, entstehen neue Verbindungen und ein guter Züchter wird wissen, was er wann macht, um dem Gehirn genau die Reize zu geben, die es dann braucht. Hunde die in einer fensterlosen Waschküche groß werden, haben deshalb ein anderes Gehirn als Hunde, deren ersten Wochen liebevoll und abwechslungsreich gestaltet werden.

To make a long story short: Einen guten Hund auszubilden, gemeinsam mit ihm zu wachsen, zu lernen und ihn schließlich erfolgreich auf den Prüfungen uns später auf der Jagd zu führen, das ist ein Geschenk, das man sich selbst macht. Aber: Ein guter Hund kommt nicht von ungefähr, und der Züchter spielt eine große Rolle. Achten Sie darauf, wenn Sie „Ihren“ Züchter besuchen. Denn - und das ist wichtig: es kommt nicht allein darauf an, bei einem Züchter „auf die Liste“ zu kommen. Mindestens genauso wichtig ist, dass Sie ein gutes Gefühl haben, wenn Sie nach dem Besuch darüber nachdenken, ob er wohl ein guter Züchter ist …